Mit seinem zweiten Langfilm überhaupt gelang es Ang Lee nicht nur, Fuß
im internationalen Filmmarkt zu fassen, sondern gleichzeitig auch einen
ersten Ausblick auf ein bis dato stets beeindruckendes Oeuvre
abzuliefern: Die Stärke des Regisseurs, seine Werke als sehr konkrete
Beobachtungen ebenso funktionieren zu lassen, wie als nahezu universelle
Parabeln, findet sich hier bereits ebenso wieder, wie dessen Vorliebe
für Sujets, in deren Mittelpunkt das Leben und Lieben im Kontext eines
Aufeinandertreffens von Tradition und Moderne steht.
Für einen Stoff wie WEDDING BANQUET, in dem es letztlich weitaus
weniger um die Akzeptanz schwuler Liebe, als vielmehr um ein Vermischung
von Culture Clash und Generationskonflikt geht, bedarf es vielleicht
tatsächlich den Blick eines Manns mit dem biographischen Werdegang des
in die USA ausgewanderten Taiwaners Lee, um nicht zur lebensfremden
Versuchsanordnung zu gerinnen. Denn trotz seiner Vielfalt an
Problem(stellung)en erweist sich die spontane Heimsuchung der
aufsteigenden großstädtischen Mittelschicht durch die
traditionsverhafteten eigenen Eltern nebst daraus resultierender
Scheinehe als erstaunlich beschwingt und ebenso lebensnah wie -bejahend,
obgleich auch nie dem Kitsch erliegend: Mehr als ein rein heimliches
Einvernehmen gönnt Lee seinen Figuren und dem Zuschauer am Schluss
nämlich nicht. Meisterwerk!
8 / 10
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