"You found me!" |
Es ist noch immer ein faszinierender Feldversuch, dieser
HULK anno 2003: Sicher, bereits Jahre zuvor gelang es Tim Burton mit BATMAN RETURNS, die berühmte Fledermaus von seinen Ursprüngen auf Papier zu entkoppeln
und eine nur noch lose an den Comics orientierte, dafür aber umso
eindrücklichere Adaption des Vigilanten-Mythos vorzulegen. Gänzlich neu ist der Versuch, eine Figur aus
dem Comic-Universum in das eigene Schaffen als auteur zu überführen, demnach
nicht – inmitten des von mehr oder weniger konventioneller Panel-Nachstellerei
bestimmten Genrefilms der 00er Jahre, darf man ein solches Unterfangen trotzdem
mutig nennen.
Selbst für einen als experimentierfreudig bekannten
Regisseur wie Ang Lee, der schon die unterschiedlichsten Sujets ohne große
Berührungsängste nach seinem Willen formte, scheint es dabei dennoch nicht
immer leicht, die Geschichte um den mutierten Forscher in die richtige Form zu bringen: Richtig wohl
fühlt sich der Filmemacher nur in den ruhigen Momenten, in denen sich sein
Blick ganz auf die Titelfigur und das ihn umgebene Beziehungsgeflecht
konzentriert; die Actionsequenzen die er sich gönnt –seien sie nun Zugeständnis
an das Blockbuster-Kino oder einfach nur eine Art spielerischen Austobens–
wirken hingegen (auch das verbindet das Werk mit den Burton-BATMANs) seltsam
unbeholfen und lassen HULK phasenweise unnötig inkohärent wirken.
Von solch kleineren Schwächen abgesehen liefert der Taiwaner jedoch
sowohl formal als auch inhaltlich eine durchweg interessante Variation
der Vorlage ab: Nicht das zerstörerische Potential des Hulk, sondern
der schüchterne Bruce Banner ist es, der es dem Regisseur angetan hat.
Mit einem schwelenden Vater-Sohn-Konflikt ausgestattet, von wachsenden
Selbstzweifeln und einem gewissen Spannungsverhältnis zu seiner Umwelt
geprägt, erweist sich der Forscher nicht nur als klassischer
Lee-Charakter, sondern auch als sehr konsequente Form des Anti-Helden.
Die Transformation von Mensch in Monster bringt hier nichts heroisches
mit sich; anders als so viele andere Comicfiguren ist es dem Hulk nicht
vergönnt, die Menschheit zu retten – sein Kampf bleibt vorwiegend einer
gegen die eigenen Schatten. So hat auch die finale Auseinandersetzung
mit dem Vater und Erschaffer letztlich nichts Befreiendes an sich:
Banner findet weder Erfüllung, noch Liebe. Erst in der allerletzten
Einstellung inmitten des Dschungels gibt es wenigsten einen winzigen
Hoffnungsschimmer; einen Ausblick darauf, dass die unmenschlichen
Kräfte des Hulk nicht nur destruktiv- sondern auch konstruktiv
eingesetzt werden können. Davon abgesehen bleibt die die Titelfigur aber
vor allem eines: Ein tragisches Phänomen.
7 / 10
Schon seit längerer Zeit möchte ich mir "Hulk" zulegen, schreckte aber wegen der beinahe durchgehenden negativen Kritiken im letzten Moment davor zurück. Vermutlich kaufe ich ihn mir jetzt doch endlich. :)
AntwortenLöschenDie Tatsache, dass die DVD nicht mehr allzu teuer ist, erleichtert es, die Verantwortung für eine Empfehlung zu tragen :)
LöschenIch denke, wer aufgeschlossen an den Film heran geht, und sich nicht von der etwas absonderlichen CGI-Kreatur als solches verschrecken lässt, der bekommt durchaus interessante Ansätze und Ideen geboten.
Und ich muss an mir zweifeln, weil ich diesen Hulk befremdlich und den Marvel-Hulk gut unterhaltend fand... :-/
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