Ein zwiespältiges, aber hochinteressantes Erlebnis -
Obgleich sich "Hard Candy" stets auf einem dünnen Eis bewegt, und in seiner IKEA-Katalog-Ästhetik und den involvierten Model-Protagonisten nur allzu leicht als Werbeclip des vox populi missverstanden werden kann, ist es doch eine der ambivalentesten Auseinandersetzungen zum Thema "Selbstjustiz", die das Medium Film bisher hervorgebracht hat.
Das titelstiftende Thema der Parthenophilie schwebt zwar wie ein provokanter Schleier über dem gesamten Werk, dient Slade jedoch nur als Aufhänger für seine Auseinandersetzung mit Schuld und Sühne, Selbstjustiz und Selbstgerechtigkeit.
"Wer ist Täter? - Wer ist Opfer?" - "Hard Candy" gibt jene Frage bis zum Ende unbeanwortet an sein Publikum weiter, und kann so zumindest zeitweise eine neue Dimension in der filmischen Aufarbeitung jenes heftig umstrittenene Themenkomplexes sein Eigen nennen.
Slades Film holt - trotz starker Verweise auf die Rape-&-Revenge-Welle - das so überstrapazierte Genre zurück auf den Boden der Tatsachen: Es gibt kein Mitleid mit dem vermeintlichen Täter - aber es gibt auch keinerlei moralische Legitimation für das Handeln des früheren Opfers - jedem Anflug von Empathie und Sympathie erteilt "Hard Candy" in Sekundenschnelle eine eiskalte Abfuhr.
Mehr als nur einmal spielt Regisseur David Slade mit seinen Zuschauern, lässt die Grenzen auf dem Bildschirm verschwimmen, vertauscht die Täter-Rollen, und zieht aus diesem Hin und Her einen Großteil der unbequemen Spannung und der Faszination, die charakteristisch für dieses Werk ist.
Entgegen der mannigfaltigen Vorwürfe, die sich "Hard Candy" deswegen gefallen lassen muss, ist der Film mit jenem Grundtenor und seiner offenen Moralstruktur schon weiter als alle Eastwoods und Bronsons dieser Welt zusammen.
Doch so spannend und stylisch diese Ethikstunde inhaltlich und optisch umgesetzt sein mag: Slade geht weit, und man muss hoffen, dass er die Rezipienten seines Filmes mit der moralischen Ambivalenz nicht zeitweise überfordert - ausgeschlossen ist es jedenfalls nicht.
Fernab dieser verkopften Analyse bleibt ein spannendes, bis zur Schmerzgrenze gehendes, Kammerspiel mit zwei hervorragenden Hauptdarstellern. "Hard Candy" jedoch auf dieses letzte Fazit zu reduzieren, wäre trotzdem schade und in gewisserweise auch fahrlässig - es ist ein hochpolitischer Film, und als solches sollte man ihn auch behandeln.
Obgleich sich "Hard Candy" stets auf einem dünnen Eis bewegt, und in seiner IKEA-Katalog-Ästhetik und den involvierten Model-Protagonisten nur allzu leicht als Werbeclip des vox populi missverstanden werden kann, ist es doch eine der ambivalentesten Auseinandersetzungen zum Thema "Selbstjustiz", die das Medium Film bisher hervorgebracht hat.
Das titelstiftende Thema der Parthenophilie schwebt zwar wie ein provokanter Schleier über dem gesamten Werk, dient Slade jedoch nur als Aufhänger für seine Auseinandersetzung mit Schuld und Sühne, Selbstjustiz und Selbstgerechtigkeit.
"Wer ist Täter? - Wer ist Opfer?" - "Hard Candy" gibt jene Frage bis zum Ende unbeanwortet an sein Publikum weiter, und kann so zumindest zeitweise eine neue Dimension in der filmischen Aufarbeitung jenes heftig umstrittenene Themenkomplexes sein Eigen nennen.
Slades Film holt - trotz starker Verweise auf die Rape-&-Revenge-Welle - das so überstrapazierte Genre zurück auf den Boden der Tatsachen: Es gibt kein Mitleid mit dem vermeintlichen Täter - aber es gibt auch keinerlei moralische Legitimation für das Handeln des früheren Opfers - jedem Anflug von Empathie und Sympathie erteilt "Hard Candy" in Sekundenschnelle eine eiskalte Abfuhr.
Mehr als nur einmal spielt Regisseur David Slade mit seinen Zuschauern, lässt die Grenzen auf dem Bildschirm verschwimmen, vertauscht die Täter-Rollen, und zieht aus diesem Hin und Her einen Großteil der unbequemen Spannung und der Faszination, die charakteristisch für dieses Werk ist.
Entgegen der mannigfaltigen Vorwürfe, die sich "Hard Candy" deswegen gefallen lassen muss, ist der Film mit jenem Grundtenor und seiner offenen Moralstruktur schon weiter als alle Eastwoods und Bronsons dieser Welt zusammen.
Doch so spannend und stylisch diese Ethikstunde inhaltlich und optisch umgesetzt sein mag: Slade geht weit, und man muss hoffen, dass er die Rezipienten seines Filmes mit der moralischen Ambivalenz nicht zeitweise überfordert - ausgeschlossen ist es jedenfalls nicht.
Fernab dieser verkopften Analyse bleibt ein spannendes, bis zur Schmerzgrenze gehendes, Kammerspiel mit zwei hervorragenden Hauptdarstellern. "Hard Candy" jedoch auf dieses letzte Fazit zu reduzieren, wäre trotzdem schade und in gewisserweise auch fahrlässig - es ist ein hochpolitischer Film, und als solches sollte man ihn auch behandeln.
7.5 / 10
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